Modernisierung einer Faserzementaufbereitungsanlage Industriemontage für Etex Germany Exteriors GmbH
Die Luft ist warm. So warm, dass der Schweiß unter dem Helm herläuft. Es riecht nach feuchtem Zement, Holz und ein bisschen nach Chemieunterricht in der 10. Klasse. Den Staub schmeckt man förmlich auf der Zunge. Und es ist laut. Hier herrscht reges Treiben – es wird gewalzt, gepresst, getrocknet und gestapelt. In riesigen Holzbütten ist die Mischung angesetzt, eine blasse breiige Masse. Kaum zu glauben, was hieraus später einmal entsteht.
Hinter dem Herzstück – der Faseraufbereitung – stehen in der Halle zwei gigantische Maschinen, die aus dem Inhalt der Holzbütten Qualitätsprodukte aus Faserzement herstellen. Die Faseraufbereitung stammt schon aus den 1960er Jahren. Zeit für eine Modernisierung, bei der Blumenbecker sein Know-how in der Industriemontage unter Beweis stellen konnte.
Die Etex Group ist ein führender Hersteller von Baustoffen und in über 40 Ländern weltweit aktiv. In der Produktionsstätte in Neubeckum stellt Etex Germany Faserzementprodukte her, darunter Dachplatten. Eines der gängigsten Produkte trägt den Namen „Natura“. Bei diesen anthrazit-grauen Fassadentafeln sieht man noch die Fasern. An mehreren Schulen in der näheren Umgebung findet man diese Außenbekleidung. Das Unternehmen legt großen Wert auf Sicherheit in der Produktion und auf Nachhaltigkeit. Ende 2021 wurde die bis vor kurzem größte Photovoltaikanlage im Kreisgebiet auf Gebäude 3 des Werksgeländes in Betrieb genommen.
Komplexe Aufgabe
Die Angebotsphase liegt schon gute zwei Jahre zurück. Nach einigen Verhandlungen, Abstimmungen und Gesprächen beauftragte Etex Blumenbecker 2023 mit der Industriemontage und Lieferung der Schaltanlage für die Modernisierung der Faserstoffaufbereitung. „Komplexität, Termintreue und Umbau bei laufendem Betrieb waren die größten Herausforderungen bei dem Projekt“, fasst Maxim Unrau, Technical Engineering/Exteriors bei Etex in Neubeckum, zusammen und ergänzt: „Die Dokumentationen unserer Anlage aus den 1960ern waren veraltet und nicht ganz vollständig. Hier konnten wir auf die Professionalität, das Fachwissen und die gute Zusammenarbeit mit Blumenbecker vertrauen.“Der alte Schaltraum bot nicht mehr genügend Platz und war sanierungsbedürftig.
Ein neuer wurde gebaut. Währenddessen entstand bei der Blumenbecker Automatisierungstechnik GmbH in Beckum die moderne Schaltanlage, die für eine Leistung bis zu 4.900 Ampere ausgelegt ist und unter anderem aus vier Hauptschränken, sechs Standschränken, diversen Feldgeräten sowie Füllstands- und Radarsensoren besteht. Die Gehäuse in der Produktion sind aus Edelstahl, die der feuchtwarmen Umgebungsluft standhalten. Etex kam zur Abnahme in die Blumenbecker Produktionshalle. „Die lokale Anbindung ist dabei ein weiterer Pluspunkt. Die Schaltanlage entsprach unseren Vorstellungen und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, bestätigt Unrau.
Umbau im laufenden Betrieb
Ab November 2023 war das Montageteam bei Etex damit beschäftigt, die Demontage vorzunehmen, neue Kabeltrassen anzulegen und die Vorbereitungen für die Installation zu treffen. „Diese Arbeiten während des laufenden Betriebes durchzuführen, erfordert eine gute Abstimmung aller Beteiligten. Mit der erfahrenen Montageleitung und dem Team sind wir sehr zufrieden. Man ging flexibel auf Änderungswünsche ein und lieferte konstruktive Vorschläge, die auch miteingeflossen sind“, erklärt Unrau.
Ende März 2024 konnte die Schaltanlage angeliefert werden. Der neue gemauerte Schaltraum in der Rohstoffhalle hat einen doppelten Boden für die Kabel. Was er zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht hatte, war ein Dach. Und das aus gutem Grund: Bedingt durch die Größe der Schaltschränke war es nicht möglich, diese durch die Tür zu schieben. Das war schon bei der Planung klar. Also mussten die Schaltschränke über den Deckenkran in den Raum gehoben werden. Millimeterarbeit, die passte.
»Komplexität, Termintreue und Umbau bei laufendem Betrieb waren die größten Herausforderungen.«
Maxim Unrau, Technical Engineering/Exteriors,
Etex Germany Exteriors GmbH
Als Nächstes hieß es für das Montageteam: Kabel verlegen und das nicht zu knapp. Zwölf Kilometer (!) Kabel zogen und verlegten die Monteure. Oder in Gewicht ausgedrückt: Acht Tonnen Schwerstarbeit kam auf die Männer zu. „Ein gewichtiges Projekt, was unser Team der Industriemontage während des laufenden Betriebes meisterte“, berichtet Markus Windhövel, Team Manager Industrial Assembly & Services bei Blumenbecker.
Verlässlicher Partner
Die Inbetriebnahme der neuen Schaltanlage fand über die Sommerferien statt, die Produktion stand für sechs Wochen still. „So einen langen Stillstand gab es noch nie in unserer Firmengeschichte in Neubeckum. Das erfordert eine exakte Planung in unserem Hause sowie einen Partner, auf den man sich verlassen kann. Und den haben wir mit Blumenbecker“, sagt Unrau. Nach der Inbetriebnahme ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. Anschließend kommt das Montageteam wieder zum Einsatz – nämlich bei der Demontage der alten Verkabelungen und beim Rückbau des alten Schaltraums. Dann ist die Luft immer noch warm. So warm, dass der Schweiß unter dem Helm herläuft.
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