Mehrheitsgesellschafterin Astrid Blumenbecker

„Das Unternehmen ist wie ein Familienmitglied."

Interview mit Astrid Blumenbecker Über Familie und Familienunternehmen

Was bedeutet für Sie Familienunternehmen?

„Das Unternehmen ist wie ein Familienmitglied, es wird bei Familienentscheidungen immer mitbedacht. Entscheidungen im Unternehmen haben oft Auswirkungen auf die Familie und umgekehrt. Heute bedeutet Familienunternehmen für mich, dass wir selbstständig – ohne die Abhängigkeit von Investoren – als Unternehmen unsere eigenen Entscheidungen treffen können. Diese Entscheidungen können wir nur dann umsetzen, wenn wir mit unseren Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten als individuelle Partner zusammenarbeiten. Ich hoffe sehr, dass man merkt, dass Blumenbecker kein Konzern, sondern ein Familienunternehmen ist."

Ihr Vater und Ihre Tante haben das Unternehmen ausgebaut. Beschreiben Sie die beiden.

„Mein Vater war absolut gegen Verschwendung. Spätabends ging er durch die Büros, um das Licht auszuschalten. Aber er war auch großzügig. Mussten Überstunden in der Werkstatt gemacht werden, fuhr er oft bei Höpker – dem Beckumer Imbiss – vorbei und besorgte Würstchen für alle, die arbeiten mussten. Für die Frauen der Mitarbeiter besorgte er zu Muttertag sogar Blumen."

„Meine Tante Marianne war sehr zielstrebig und begeisterungsfähig. Wenn sie von etwas begeistert war, mussten sich alle sofort an ihrer neuen Idee beteiligen, Bedenken oder Einwände hörte sie dann nur ungern. Sie hat sich als junge Frau gegen viele Widerstände von allen Seiten durchbeißen müssen und das hat sie sicherlich sehr geprägt."

Wie kam es zu Ihrer Rolle im Unternehmen?

„Als sich meine Tante und mein Vater dem Pensionsalter näherten, war ich viel zu jung, um zu übernehmen. Die Aufgabe, das deutlich gewachsene operative Geschäft zu leiten, war viel zu groß und nicht erfüllbar. Wir haben schließlich gemeinsam entschieden, familienfremde Experten für die operativen Schlüsselpositionen zu suchen und als Familie in die Gesellschafterrolle zurück zu gehen. Heute stehen die Marianne-Blumenbecker-Stiftung und meine Person als Gesellschafter für die Familie. Sowohl die Stiftungsvorstände als auch meine Familie und ich arbeiten dafür, das Unternehmen Blumenbecker im Sinne meines Vaters und meiner Tante erfolgreich als unabhängiges Familienunternehmen weiter zu führen."

Anekdote:
49 Besuche

Als Marianne Blumenbecker ein größeres Unternehmen am Ort akquirieren will, kommt sie nicht am Pförtner vorbei; der Geschäftsführer lässt sich immer verleugnen.

Bei ihrem sechsten Besuch dort erfährt sie schließlich, dass der Mann am Freitag um eine bestimmte Uhrzeit das Gebäude verlassen würde. Also wartet sie und fängt ihn ab. Sie sagt ihm, sie sei jetzt das siebte Mal da, und er erwidert: „Wenn Sie sieben mal sieben Mal da gewesen sind, dann kaufe ich bei Ihnen."

Daraufhin geht Marianne Blumenbecker 42 weitere Mal zum Pförtner und lässt sich das jeweils abstempeln – und bekommt schließlich den Auftrag.